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Zum Reinigen sind folgende Materialien wichtig:
Möchtet Ihr auch, dass der gute alte Amiga, nach all den Jahren wieder etwas schöner aussieht? Dass er fast wie ein neues Gerät daherkommt? Das kann er! Und wenn wir schon dabei sind, dann hilft auch eine Grobreinigung des Amiga, denn was sich da in all den Jahren angesammelt hat, würg, das wollt ihr gar nicht wissen.
Ich habe mir vor einiger Zeit auf einer Auktionsplattform den folgenden Amiga 500 gekauft, gefreut, ausgepackt, etwas weniger gefreut, genauer angeschaut, mich gegraust und schlussendlich mich dazu entschieden, eine Komplettreinigung zu machen. Als vorgeschmack mal das Vorher-Nachher Bild gleich zu beginn:
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So, wie viele von uns den Amiga kennen, Braun, wie immer, oder nicht? | Nein, denn so wird er nach der Reinigung aussehen! Ja, er war mal Grau, sicher! |
Sind wir ehrlich, wenn wir den A500 mal anschauen, dann sieht er doch gar nicht soo schlecht aus. Er ist braun, ok, aber damit kann man doch problemlos arbeiten. Nun gut, dann lehre ich euch mal das Grauen! Denn genau diesen Amiga schrauben wir auseinander und gucken mal hinter die Fassade, sprich unter die Tasten. Die Platine lassen wir erstmal aussen vor, dazu gibt es dann eine separaten Beitrag für die Aufbereitung, Recapping und Reinigung.
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Im Gehäuseboden siet es gar nicht mal so schlecht aus. Ein bisschen Dreck hat sich angesammelt, der einfach weggesaugt werden kann. Auch die braune Färbung ist relativ gering im inneren. Trotzdem werden wir alle Gehäuseteile dann aufbleichen um eine gleichmässige Gehäusefarbe zu erhalten.
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Ein Blick auf den Speichererweiterungsdeckel zeigt uns schon mal, dass der Vorbesitzer wohl gerne Kaffee oder Schokodrinks am Amiga geschlürft hat. Für meine Verhältnisse ist das schon mal ziemlich eklig und wiederlich! Aber warscheinlich noch nichts, was man nicht mit einer Zahnbürste wegbekommen kann.
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So, nun haben wir die Tastatur ausgebaut und gucken uns diese etwas genauer an. Ja, vergilbt, bräunlich ist sie, etwas Staub scheint auch auf der Tastatur zu hocken. Ist doch kein Problem, mit dieser Tastatur weiter zu arbeiten, nicht? Klar, geht schon, aber wollen wir das wirklich? Denn wir gehen nun etwas näher ran...
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Ach, scheinbar bin ich eine Mimose... Nach 30 Jahren sieht halt eine Tastatur etwas schmutziger aus, aber das bisschen.. Ja, das bisschen... Was ist das eigentlich, was da an den Tasten klebt? Popel? Strassendreck? Reste vom Toilettengang? Zigarettenrauch? Würg! Also ich finde, da haben wir schon genug Gründe, um die Tasten zu reinigen... Doch nein, es gibt noch mehr Gründe!
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Abgesehen davon, dass man hier noch etwas genauer sieht, was für ein Siff auf den Tasten klebt, sieht es unter den Tasten noch viel schlimmer aus. Haare, Schuppen, Popel, Fingernageldreck... Brrr.... Mich schauderts nur schon beim Gedanken.
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Was unter den Pfeiltasten schon wiederlich aussah, geht unter den anderen Tasten noch weiter. Praktisch kein Milimeter ist hier vom Dreck verschont geblieben. Aber ich seh schon, das hat euch bis jetzt noch nicht abgeschreckt, weiter zu lesen... Ok, ihr habt es gewollt, dann schauen wir mal unter der Zehnertastatur nach...
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Zuviel versprochen? Ja, mag sein, denn die Zehnertastatur sieht ja nicht viel schlimmer aus, als was wir bisher von der Tastatur gesehen haben. So what? Ja, dann gucken wir mal unter die Tasten hier...
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Jetzt sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt! Jaaaa, Dreck, Pilz und Bakterien, sogar tote Viecher wie eine halb verweste Fliege, die wohl durch den Bakteriengeruch angezogen wurde, liegt da.. Hmm, fein! Wenn ich denke, dass ich beim Programmieren auf dieser Tastatur mich an der Stirn kratze, dann wachsen mir schon virtuelle Pickel im Gesicht! Würg, würg, extra würg!!!
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So, das reicht endgültig! Ab mit all diesen Tasten in einen Reinigungskübel. Dabei aufpassen, dass die darunterliegende Feder nicht irgendwo hin springt! Es gibt zum Entfernen ganz gute Tools zum Kaufen, aber ich verwende einfach eine Rundzange, welche ich unter die Kappe schiebe und dann die Kappe abheble. (Nicht mit der Zange die Kappe zu greifen versuchen! Das gibt Hicke und Kratzer in die Tastenkappen)
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Damit die Federn nicht verloren gehen, verwende ich gerne eine kleine verschliessbare Box. Behälter für Kaugummis finde ich sehr praktisch! Der Kaugummi hält die Zähne weiss und die leere Box sichert die Federn.
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Die Tastenkappen in einen Reinigungskübel gesteckt, etwas Reinigungsmittel für Haushaltszwecke dazugeben und mit Wasser auffüllen. Das ganze etwas umrühren und auf kleiner Flamme köcheln lassen. Nein, Spass beiseite! Natürlich nicht kochen! Wieso nicht? Ich habs mal probiert, kam nicht gut, es hat alle Tastenkappen verbogen, also tut es nicht! Lasst die Suppe einfach eine halbe Stunde stehen.
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Nach einer halben Stunde hat das Reinigungsmittel seine Wirkung erbracht und da ganze sieht in etwa so aus. Ob da noch etwa drin lebt? Keine Ahnung. Ausschütten und mit klarem Wasser nochmals gut durchspülen und dann kann es weiter verarbeitet werden.
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Den Tastaturboden sollte man relativ vorsichtig reinigen, also kein Wasser und keine Reinigungsmittel verwenden. Ich habe meinen Haushaltsstaubsauger verwendet und mit der kleinen Bürste mal so viel abgesogen wie es geht. Das Bild zeigt, wie es bereits nach dem Staubsauger aussieht. Jetzt kann man noch mit einem feuchten Tuch den restlichen Dreck abwischen. Handschuhe (ihr seht, ich vewende auch welche) sind eine gute Hilfe!
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Jaja, Retrobright wird anders hergestellt, aber jeder der so etwas macht, hat sein Geheimrezept und jeder hat das Bessere... Ist wie mit Cordon-Bleu, jeder kennt ein anderes Restaurant, das die besten herstellt... Egal, ich verwende jedenfalls zur Herstellung etwas Xanthangummi. Das ist nicht wirklich notwendig, aber es macht aus der Flüssigen Mischung eine Art Kleister, was sich dann ganz gut auf das Gehäuse auftragen lässt. Ich verwende auf 2 Liter etwa einen Kaffeelöffel gehäuftes Xanthangummi.
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Zum Xanthangummi schütte ich dann noch Wasserstoffperoxid dazu, aber Achtung, das Zeug ist ätzend! Je höher dosiert umso schlimmer! Also keine Kinder und Tiere in der Nähe haben, die da reintaschten oder das sogar abschlecken würden! Ich verwende Wasserstoffperoxid mit 35%, aber es soll auch weniger schon zu guten Ergenissen geführt haben... Eben, Cordon-Bleu...
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Deckel auf den Mixer (die Sauerei ohne Deckel wollt ihr nicht erleben! Weder an euch noch in der Küche!) und los gehts! Kurz mixen, so 10Sekunden und gut ist. Und falls ich es noch nicht gesagt habe, Deckel drauf! Und macht euch um den Mixer keine Sorgen. Den müsst ihr natürlich gut auswaschen, aber der ist danach quasi klinisch gereinigt :)
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Nun könnt ihr den Pseudo-Fischkleister-Retrobright-Matschdingens in den Kübel umgiessen. Das werden wir dann gleich wie Farbe auf das Gehäuse streichen. Die Tastenkappen am Schluss können in den Kübel mit dem Retrobright-Resten geschmissen werden. Einfach darauf achten, dass alle Kappen in etwa gleich in der Pampe stecken.
Jetzt muss das ganze noch aktiviert werden. Dazu nehmt ihr einfach ein Vanish-Oxypower oder so und streut eine Teelöffelspitze voll in die Pampe, rührt es gut um und aktiviert ist es. Aber Achtung! Nur eine Teelöffelspitze! Nicht mehr! Ja, das reicht! Denn (natürlich habe ich das ausprobiert) wenn ihr einen ganzen Teelöffel voll nimmt, passiert zuerst genau mal gar nichts. Und dann lässt ihr das über Nacht so einwirken und irgendwann geht das Teil los! Ich hatte den ganzen Boden im Treppenhaus voller Schaum, und nicht irgendein Schaum, sondern ein Schaum aus 35% Wasserstoffperoxid! Also, nur eine Spitze voll!
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Jetzt nehmen wir einen Pinsel und streichen so richtig Fett das Pseudoretrobright auf das ganze Gehäuse, und dies aussen und innen. Stark vergilbte Teile dürfen wirklich eine gute Schicht drauf haben. (Das Gehäuse habt ihr vorher gewaschen, oder?)
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Guckt beim einstreichen mit Retrobright, dass ihr das Zeugs nicht auf eure Finger bekommt! Ihr merkt es zu beginn gar nicht, aber nach einer Weile fängt es an zu brennen und es hinterlässt so wunderschöne weisse Spuren an euren Fingern. Gleichzeitig frisst es etwas von eurem Finger auf, was das entsperren von Handy erschwert, wenn ihr dann z.B. den Notarzt rufen wollt. Also Vorsicht!
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Nun muss das ganze Einwirken und die Wirkung von Retrobright zeigt sich erst dann, wenn UV Licht dazu kommt. Wenn ihr also in der glücklichen Lage seid und Sonnenlicht habt, dann verwendet das! Sonne ist der beste Reiniger bei Retrobright! Und wenn ihr etwa Pech habt wie ich, dann könnt ihr einfach UV Lampen oder UV Neonlampen verwenden, das geht auch, aber etwa 20x langsamer. Dazu werden die mit Retrobright eingestrichenen Gehäuseteile in Plastikfolie (Transparent!) eingewickelt und so positioniert, dass diese gleichmässig vom UV Licht beschienen werden. Eventuell in der Halbzeit mal drehen.
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Nachdem alles etwa 5h an der Sonne, oder 48h unter der UV Lampe war, muss es wieder vom Retrobright gereinigt werden. Dies kann nun ziemlich Problemlos unter dem Wasser gemacht werden, denn das Wasserstoffperoxid hat definitiv an agressivität verloren. Die Tastenkappen habe ich direkt im Kübel gereinigt, da hier das Retrobright sich gerne in den Tastenkappen selbst verfängt.
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Ich habe hier nochmals etwas Geschirrspülmittel verwendet, um wirklich alles vom Retrobright sauber zu bekommen, denn schliesslich fässt man die Tasten danach ja stetig an.
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Danach die Tastenkappen gut austrocknen lassen. Ich lege diese jeweils auf ein Haushaltspapier und ein weiteres drauf und lasse das ganze etwa 1h liegen. Es ist wichtig, dass die Tastenkappen ganz trocken sind, denn diese liegen danach auf einer Feder aus Stahl, die dann gerne rostet, was auch nicht schön ist.
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Es ist schon ziemlich deutlich zu erkennen, dass das Retrobright seine Wirkung getan hat! Aber man sieht auch, dass nicht ganz alles was Braun war wirklich weg ist. Bei mir lag das ganz klar an der UV Lampe, welche halt niemals so stark wie die Sonne ist. Trotzdem, es scheint auch nach dem Reinigen noch etwas nachzuwirken, denn nach 2-3 Tagen konnte ich eine weitere Aufhellung der Tasten bemerken, obwohl ich die Tastatur bereits wieder zusammengebaut und eingesetzt hatte. Es besteht also Hoffnung, wenn eure auch nicht ganz super hell wurden.
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Hier sieht man es nochmals ein bisschen besser, dass noch Brom in den Tasten steckt, oder zumindest das Braune davon. Wenn es aber schon mal so aussieht, dann habt ihr es geschafft, denn auf diesem Level wurden die Kappen danach komplett hell.
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Mögt ihr euch noch an den widerlichen Speichererweiterungsdeckel erinnern? Tja, gereinigt und gebleicht sieht der nun so aus! Unglaublich, dass das Teil 30 Jahre alt ist! Sieht aus wie neu und mach unglaublich Freude, wenn man es selber gemacht hat!
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Nun kommen die Tasten und die Federn wieder auf die Tastatur drauf, die Platine, Floppy und die Abschrimung wieder in das Gehäuse und fertig. Am besten stellt ihr den Amiga 500 irgendwo auf, wo ihr ihn gut sehen könnt und beobachtet, wie er jeden Tag noch etwas hübscher und heller wird!
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Tja, und somit habt ihr was ganz tolles gemacht! Ein Amiga 500 mehr auf dieser Welt, der wieder mit stolz eingeschaltet werden kann, sich mit einem stetigen Ticken des Floppys freut und darauf wartet, dass man ihn mit Demos und Games füttert! Und wenn ihr Lust habt, dann kauft ihr euch noch einen weiteren Amiga 500 dazu und legt ihn mal daneben und sagt dann stolz, wow! Meiner sieht viel Geiler aus :)
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